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Deep Dive - Beduinen im Negev: Gestern, heute und morgen

Esther Sivan, Direktorin von Shatil, 3. Februar 2022 

Im Jahr 2010 plante der Jüdische Nationalfonds-Keren Kayemet L'Israel (JNF-KKL), im Negev einen Wald oberhalb des Beduinendorfes Al-Araqib anzulegen. Die Beduinen lehnten diesen Plan ab und protestierten dagegen. Doch der Staat liess das ganze Dorf trotzdem abreissen.

Die Beduinengemeinschaft von Al-Araqib - alles vollwertige Bürger Israels – klagte gegen den Staat und kämpfte sechs Jahre lang um ihr Land. Am Ende entschied das Gericht gegen sie, obwohl der Nachweis vorlag, dass es sich um deren Privateigentum handelte. Aber die Beduinen haben nicht aufgegeben und kehrten immer wieder auf ihr angestammtes Land zurück, um es erneut aufzubauen.

Die Gebäude galten jedes Mal aus israelischer Sicht als illegal, was bedeutete, dass der Staat sich legitimiert sah, bis zum April 2021 insgesamt sechsundachtzig Mal Häuser abzureissen.

Seit 1948 hat der Staat Israel eine Vielzahl von Massnahmen ergriffen, um Beduinengemeinden wie Al-Araqib im Negev zu enteignen. Dazu gehören auch absichtliche Vernachlässigung, selektive Strafverfolgung sowie Massnahmen, die das Wachstum dieser Gemeinschaften einschränken.

Die Beduinen erhielten 1966 die Staatsbürgerschaft, aber Israel wies ihr Land als landwirtschaftliche Zonen aus. Die deswegen als illegal bezeichneten Dörfer sind ständig von Abriss bedroht, sind immer noch nicht auf offiziellen Karten verzeichnet und haben keinen Anschluss an die grundlegende Infrastruktur oder Dienstleistungen.

Bis zum heutigen Tag leben von den 287.000 Beduinen im Negev zwischen 70 und 100.000 in nicht anerkannten Dörfern.

Shatil, der Aktionszweig des NIF, und einige von uns unterstützten Organisationen, setzen sich für die Akzeptanz dieser Dörfer ein.

Jahrelange Bemühungen - der Druck der Beduinenführung, von Mitgliedern der Knesset und Nichtregierungsorganisationen (viele davon werden von NIF finanziell unterstützt) - zeigten Anfang der 2000er Jahre erste Erfolge. Damals beschloss der Staat, seine Haltung zu ändern, und legalisierte elf dieser nicht anerkannten Dörfer.

Doch der Wandel vollzog sich nur langsam, und der Staat hat die Dörfer nur zögerlich an die Grundversorgung angeschlossen, die städtebaulichen Vorschläge der Gemeinden genehmigt und die von ihm errichteten Einrichtungen instandgehalten.

Während des letzten Wahlzyklus gab es eine intensive Negativkampagne der rechten israelischen Parteien gegen die Beduinen, in der die gesamte Gemeinschaft als Eindringlinge in staatliches Land, Kriminelle und Diebe verleumdet wurde. Der Negev wurde als der "wilden Süden" dargestellt.

Tatsächlich sind die Beduinen und ihr Wunsch nach Sicherheit, Geborgenheit und einem Zuhause zu einem politischen Instrument geworden, um einen Keil zwischen die Parteien der Regierungskoalition zu treiben, zu der auch Ra'am gehört. Eine Partei, die im Wesentlichen mit den Stimmen der Beduinen gewählt wurde.

Als der JNF im vergangenen Monat mit Hunderten von Polizisten und Shin Bet-Agenten (israelischer Inlandgeheimdienst) zum "Bäume pflanzen" kam, betrachteten die meisten Israelis die Beduinen als Gesetzesbrecher und nicht als Bürger des Staates, die jahrzehntelang vernachlässigt und enteignet wurden. Über hundert Demonstranten (darunter mehrere Kinder) wurden im Zusammenhang von Ausschreitungen verhaftet und mehrere verletzt.

NIF arbeitet daran, das zu ändern. Shatil koordiniert die Aktionen von NROs und Aktivisten. Wir organisieren Foren, auf denen diese Leute Strategien entwickeln und gemeinsam für den Fortschritt arbeiten können. Wir sind der entscheidende Vermittler zwischen den lokalen Ausschüssen, den anerkannten lokalen Behörden, den regionalen Ausschüssen, der Zivilgesellschaft und den Regierungsbeamten.

Wenn es um politische Veränderungen geht, beraten wir die Zivilgesellschaft und beteiligen uns an der Ausarbeitung und Verteilung von Positionspapieren, schulen sie darin, wie sie bei den Planungsausschüssen der Regierung vorstellig werden können, und arbeiten mit den Mitgliedern der Knesset zusammen, darunter auch mit einigen neuen, mächtigen und uns zugewandten Angehörigen der Regierung.

In der Tat hat die Regierung vor kurzem zugestimmt, drei weitere Beduinendörfer anzuerkennen, allerdings mit der Auflage, dass "im Gegenzug" mindestens 70 % der beduinischen Bevölkerung eine Vereinbarung über die Räumung ihres Landes zugunsten von Städten und anerkannten Dörfern unterzeichnen. Die Beduinen, die umziehen, würden von staatlichen Subventionen profitieren, aber diejenigen, die dazu nicht bereit wären, wären zu weiteren Hauszerstörungen, Vertreibungen und Enteignungen verdammt.

 Unser Ziel ist es, einen demokratischen Raum aufzubauen, in dem gleiche Rechte für alle vorausgesetzt werden. In den kommenden Jahren sollen alle - Israelis, Juden und Araber gemeinsam - den Kampf für grundlegende Rechte im Negev nicht als Gefahr oder Bedrohung, sondern als Chance zum Aufbau einer wirklich gleichberechtigten, gerechten und geeinten Gesellschaft sehen. 

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